Über
Pablo Ardouin
Frankfurter Rundschau
Tango ist
Liebe, Leben, Leidenschaft
Wiesbadener Kurier, 28.2.1994
Blutige Vergangenheit
prägt seine Musik
Saarbrücker Zeitung, 15.3.1995
Wanderer
zwischen den Kulturen und Schauspielerin Ricarda Klingelhöfer
mit Werken von Neruda und Lorca
Presse AZ, Jan. 1998
Zusammenklang
aus fünf Nationen
Frankfurter Rundschau, 2.12.1999
Der Tango
zerfloss in stiller Trauer
Frankfurter Rundschau, 10.2.2000
Gewissen
des Aufruhrs
Kieler Nachrichten, 30.9.2000
Keine künstliche
Tanzstunden-Sentimentalität
Frankfurter Rundschau, 11.1.2001
Pablo Ardouin
und Tango Efusión: Censurado
Folker, Jan. 2002
"Meine
Eltern, Nachbarn, alle haben Tango getanzt..."
Ludwigsburger Kreiszeitung, 8.1.2002
Sinnlichkeit
und Emotionen für das Publikum
Ludwigsburger Kreiszeitung, 14.1.2002
Estación
del Tango
2.2.2002
Unerfüllten
Träumen hinterhergesungen
Lateinamerika Nachrichten, April 2002
Poetische
Lieder und sensible Texte
"Der Neue Tag" Tirschenreuth, 13.6.2002
Lieder mit
Herz und Seele
Badische Zeitung, 11.10.1003
Die perfekte
Liebe des Pablo Ardouin
Frankfurter Rundschau
"Tango
Efusión" begeisterte im Café Flamme
Fuldaer Zeitung
Bunter Streifzug:
Musik zwischen zehn Kulturen
Hildesheimer Zeitung
In drei
Silben
Kultur Spiegel
Wanderer
zwischen den Welten
Saarbrücker Zeitung
"Tango
Efusión" in der Harmonie: Sinnlich-elegant
Bonner Rundschau |
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REZENSIONEN
Keine künstliche Tanzstunden-Sentimentalität
Pablo Ardouins "Tango Efusión" gewinnt mit
neuer Besetzung an instrumentaler Spannung
Wenn Pablo Ardouin sagt, in seinem Ensemble "Tango Efusión"
gebe es neue Mitglieder, dann untertreibt er: Vom letzten zu diesem
Auftritt in der Romanfabrik ist außer ihm, dem Sänger,
nur die Geigerin Sabine Scheffel geblieben, von der letzten zur
jetzt vorgestellten CD nur Ardouin selbst. Doch die Neuen sind alte
Bekannte: Pianist Christof Sänger spielt wie Sabine Scheffel
schon lange im "Pablo Ardouin Ensemble", Ardouins anderer
Gruppe, und Kontrabassist Pedro Godelha ist wie die Geigerin Musiker
des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters.
Den Tango-Standards und den Ardouinschen Eigenkompositionen verleiht
die Umbesetzung gleichwohl einen leicht veränderten Charakter.
Man nimmt einen Christof Sänger - seit Jahren Stammgast in
Jazzkellern und -studios - nicht in die Gruppe, ohne dass dessen
spielerische, luftige Musikalität dem Ensembleklang einen Stempel
aufdrückte. Mag sein, dass Daniel Adoue, der Vorgänger
Sängers, sein Piano authentischer spielt, tiefer in den Hafenkneipen
am Rio de la Plata verwurzelt. Sänger aber verleiht den typischen
düsteren Bass-Schleifern der linken Hand mehr Kontur, lässt
sie weniger schlurfen; feingesponnene Vor- und Nachspiele geraten
zu lyrischen Höhenflügen. Authentizität ist gewiss
nicht Ziel des Überschwangs, den Tango Efusión im Namen
trägt.
Am deutlichsten wird das bei Ardouins eigenen Stücken, etwa
dem einzigen auf der neuen CD, "Del tiempo y de adioses":
Dreivierteltakt-Traditionen aus Argentinien, Peru und Europa vermischen
sich, instrumentale Jazzwalzer reinsten Wassers trennen die gesungenen
Strophen. Pianist Sänger lässt seine sonst gezügelte
Tasteneloquenz aufblitzen; Bassist Gadelha legt den Bogen weg und
zupft ein prägnantes Solo.
Künstlich glitzernde Tanzstunden-Sentimentalität ist
diesen Tangos fremd, selbst der "Milonga Sentimental"
(die Milonga ist die ältere und wildere Schwester des Tango).
Wer bei Tango an schlecht beleuchtete Antonio-Banderas-Filme denkt,
an nacktes Frauenfleisch und Macho-Attitüden, der ist bei Ardouin
und seiner Gruppe an der falschen Adresse. Nicht umsonst stehen
viele Werke Piazollas und Discepolos auf dem Programm: einer der
wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts der eine, ein unbequemer,
von Kirche und Regierung schikanierter Zeitgenosse der zwanziger
und dreißiger Jahre der andere, unverbesserliche Melancholiker
beide.
Sabine Scheffels Geige steuert die schwelgerischen, süßen,
emotionalen Aspekte dieser Melancholie bei. Ardouins Stimme intoniert
fern von jedem Schmalz mit trockenem Humor und nicht selten einer
Spur Zorn. So werden Texte wie der vom Engel mit dem schmutzigen
Gesicht, dem Straßenmädchen, das in den Kneipen Rosen
verkauft, nicht zum malerischen Klischee, bleiben Einsamkeit, Nieselregen
und Liebe gleichermaßen glaubhaft.
Zwischen "Il Chorro", dem Lied vom Maiskolben, laut
Ardouin der erste Tango in Paris, und den Eigenkompositionen des
Frankfurter Exil-Chilenen liegen zwar Jahrzehnte, aber keine Welten.
Von Zeit und Abschieden singt er oder auch von der Frau, die ihre
einfache Herkunft vergisst und hochnäsig im Cabrio durch die
Straßen fährt, nachdem sie zu Geld und Ehemann gekommen
ist. Auch mit seinem Tango-Ensemble bleibt Ardouin "Cantautor",
ein Singer/Songwriter oder, wie das im Deutschen unzulänglich
übersetzt heißt, ein Liedermacher. Dass das neue Ensemble
sich bereits ausgezeichnet auf einander eingespielt hat, zeigt es
mit einer wunderschönen Piazolla-Milango, die mehr als einem
Zuhöhrer Tränen in die Augen treibt.
Mit der alten Besetzung fehlte es solchen Instrumentals ohne die
harte Stimme Ardouins und die Melodik der spanischen Sprache etwas
an Spannung; die neue Gruppe verspricht auch ohne Gesang pure Poesie.
Nur die zart hingetupften Schlussakkorde trafen die drei nicht immer
ganz gleichzeitig.
Dem Konzert in der Romanfabrik verlieh ein Gast zusätzlichen
Glanz: Roberto Russo aus Buenos Aires, auch auf der CD mit ein paar
Titeln dabei, spielte sein Bandoneon mit dem Ensemble, zu Ardouins
Gesang und solo. Zu saftigen Arrangements, getragenen Monologen
und schmissigen rhythmischen Abschnitten zog und drückte der
kraushaarige Dunkelhäutige mit dem offenen Hemd den Balg, ließ
ihn seufzen und schloss dazu schmerzlich die Lider - Abziehbild
eines Tango-Musikers und trotzdem keine Witzfigur. Denn auch hier,
bei größerer Authentizität und näher an den
argentinischen Hafenkneipen, galt: Angestaubte Floskeln liegen Tango
Efusión nicht.
Frankfurter Rundschau 11.1.2001 / Volker Schmidt
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