REZENSIONEN
"Tango Efusión" begeisterte im Café
Flamme
Temperamentvoll und melancholisch
Sie spielen den Tango nicht einfach herunter oder interpretieren
ihn, sie leben ihn. Dies wurde vom ersten his zum letzten Takt deutlich
beim Konzert des Quartetts "Tango Efusión", das
auf Einladung der Tangogruppe Fulda im Café Flamme gastierte.
Pablo Ardouin, Sänger und Gitarrist, Nicholas Baldock (Kontrabass),
Sabine Scheffel (Violine) und Christof Sänger (Klavier) beherrschen
ihre Instrumente exzellent, harmonieren makellos und spielten die
argentinischen Tangos aus der Frühzeit um 1900 bis in die 40er
Jahre mit einer Hingabe, wie man sie nur seIten erlebt.
Ardouin, der aus Chile stammt und zahlreiche Auszeichnungen auf
lateinamerikanischen Festivals erhielt, überzeugte mit ausdrucksstarkem
Gesang, der durch intensive Deklamation großen Wert auf die
Textdeutung legte. Dies wurde besonders bei sozialkritischen Liedern
deutlich. Als Beispiel sei nur das gitarrenbegleitete Sololied über
die aus unterprivilegiertem Milieu aufgestiegene "Freifrau"
erwähnt, das Ardouin bestechend mit sarkastischem Unterton
wiedergab.
Aber ebenso vicl wie diese Vokalkünste trugen die ausgetüftelten
Arrangements von Alejandro Riquelme zum Gelingen des Konzertes bei.
Man spürte, dass er sie dem Ensemble auf den Leib geschrieben
hat.
Bei allen Tangos und Milongas entzückten die dynamische Feinfühligkeit
und die Lebendigkeit, die von allen Instrumenten ausging. Dies wurde
nieht nur bei Astor Piazzollas Instrumental, sondern auch bei allen
Begleitsätzen, Intros oder kurzen Intermezzi deutlich.
Feuriges Temperament und zarte Melancholie, die beiden Ausdruckspole
des Tango mit vielfältigen Schattierungen, wurden dieserart
vokal und instrumental gleichermaßen intensiv gedeutet. Keine
Spur von übertriebenem Pathos oder "künstlichen"
Gesten war in den authentisch wirkenden Interpretationen auszumachen.
Der reiche Applaus der zahlreichen Tangofrennde zeigte, dass "Tango
Efusión" sehr gut ankam. Ein schöneres "Präludium"
für den anschließenden Tanz hätten sich die Besucher
wohl kaum vorstellen können.
Fuldaer Zeitung / Reiner Ruhl
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