REZENSIONEN
"Tango Efusión" in der Harmonie
Sinnlich-elegant
Ein Abend nur mit Tango-Musik zum Zuhören und Tanzen in Bonn?
Skeptiker mögen zweifeln, Kenner nicht (mehr). Die "Noche
del Tango" in der Endenicher Harmonie zeigte, dass Innovatives
durchaus reelle Chancen hat, zu gelingen. Die Veranstaltung war
ausverkauft und das Publikum mächtig gespannt. Damit auch Ungeübte
sich zu den Tangoklängen angemessen bewegen konnten, war ein
kurzer Einführungskurs (mit Musik vom Band) vorgeschaltet und
die Tanzfläche im Nu rappelvoll.
Ruhiger wurde es allerdings, als das Live-Ensemble "Tango
Efusión" ins Geschehen eingriff: Das Quartett zog das
Publikum dermaßen in seinen Bann, dass man der Faszination
der Musik völlig erlag und das Tanzen einfach vergaß.
Kein Wunder auch, geboten wurde schlichtweg Tango vom Feinsten,
schnörkellos und urwüchsig vorgetragen, die Harmonie mutierte
zu einem südamerikanischen Tanzschuppen.
Auf dem Programm standen bekannte Tangos und Milongas, Klassiker
aus den 20er und 30er Jahren wie "El Choclo" und Stücke
des legendären Bandoneonspielers Astor Piazzola, aber auch
viele für europäische Ohren unbekanntere, nicht weniger
schöne Lieder. Die international besetzte Formation "Tango
Efusión" mit Pablo Ardouin (Gesang/Gitarre, Chile),
Daniel Adoue (Piano, Argentinien), Ljobomir Aleksandrovic (Violine,
Jugoslawien) und Nicholas Waldocks (Kontrabass, England) bot eine
lebendige Vorstellung voller Sinnlichkeit und Eleganz.
Pablo Ardouin brillierte mit seiner natürlichen Stimme und
erwies sich darüber hinaus als charmanter Conferencier, der
zu jedem Stück die passenden Worte fand. Auf der Gitarre führte
er das Publikum zu den Wurzeln des Tangos zurück, die in der
Zeit um 1900 in der Besetzung mit zwei Gitarren (ohne Bandoneon!)
liegen. Ljobomir Aleksandrovic spielte eine mit Herz und Schmerz
höchst gefühlvolle Violine, während Nicholas Waldocks
Kontrabass stets den richtigen Boden dazu lieferte. Pianist Daniel
Adoue hielt sich eher im Hintergrund, ließ aber durchaus erkennen,
dass bei ihm die musikalischen Fäden zusammenliefen. Ein stimmungsvoller
Abend, angesiedelt zwischen Konzert und Tanzveranstaltung, der seine
Fortsetzung am 26. Februar mit dem Bandoneon-Meister Enrique Telleria
finden wird.
Bonner Rundschau |